A Casa Grande de Romarigães – (dt. „Das Große Haus von Romarigães“)
Der Roman bildet die Denkweise des nördlichen Portugals ab und nähert den fiktionalen Text der erzählten Wirklichkeit in dieser ländlichen Gegend an, die von Analphabetismus geprägt und in patriarchalischen Gesellschaftsstrukturen verankert ist. Mit einer Mischung aus gehobener und volkstümlicher Sprache fängt Ribeiro dieses auf Religiosität und Aberglauben gegründete Ambiente ein und legt so die bäuerliche Wahrnehmung mit all ihren abergläubischen Vorstellungen und Ausweichmanövern offen, die mit der Fixierung auf Eigentum einhergehen.
Der Autor nennt sein Werk eine fiktionalisierte Chronik, und genau das ist es. Drei Jahrhunderte eines großen palastähnlichen Hauses, wie es viele im Minho gibt, hier in der Gemeinde Coura. Eine Chronik mit einer Abfolge von Leidenschaften, Ängsten, Verrücktheiten und Deeskalation, Seite um Seite – wie eine in die Länge gezogene Novelle, fast eine Fernsehserie. Auch eine Moral hat die Geschichte, sie findet sich in dem Haus, das wächst und zugrunde geht, orchestriert vom herrschaftlichen Wahn. Ribeiro ist ein Meister der Darstellung von Wünschen und Leidenschaften, denn auf diesem Feld bewegen sich seine Geschöpfe. Tiefgründige Analysen des Menschen sind hier nicht zu finden, die Figuren werden mit zwei, drei Pinselstrichen gezeichnet.
Quelle: Bertrand