Luiza Neto Jorge (1939–1989) gilt als eine der herausragenden Dichterinnen aus Portugal in den 1960er Jahren und gleichzeitig als die am schwersten zu fassende. Sie war die prominenteste Persönlichkeit der Dichtergruppe, die sich um die Poesia 61-Bewegung versammelte. Die Lyrikerin setzte dem damals in Portugal vorherrschenden Neo-Realismus in der Poesie die Fraktur, das Fragment, die überraschende Neuanordnung der Wörter entgegen. Von 1962 bis 1970 lebte sie in Paris, wo sie die meisten ihrer Gedichte schrieb. Sie adaptierte auch mehrere Texte für das Theater und schrieb Dialoge für das Kino. Sie war eine Dichterin in ständiger Revolte, etwa gegen Salazars so genannten Estado Novo [Neuer Staat], die traditionellen Normen der Gesellschaft oder den untergeordneten Status der Frauen.