„Es gibt keine Literatur. Wenn man schreibt, ist es nur wichtig zu wissen, welche Wirklichkeit man betritt, und ob es eine angemessene Technik gibt, um einen Weg für andere zu öffnen.“ – Maria Gabriela Llansol, Ein Falke in der Faust
Fast sechs Jahre lang hatte ich das Privileg, als Kulturrätin der Botschaft von Portugal in Deutschland tätig zu sein und als Direktorin des Camões Berlim – Portugiesisches Kulturzentrum, das 2016 im Rahmen des Projektes, das ich in diesen Funktionen entwickelt habe, eröffnet wurde.
In dieser Zeit hatte ich Gelegenheit, viel zu lernen, wunderbare Menschen kennenzulernen und eine Arbeit zu entwickeln, die mir immer große Freude bereitet hat. Zwischen 2016 und 2021 organisierte und unterstützte das Camões Berlim Ausstellungen von zahlreichen portugiesischen und portugiesischsprachigen Künstlern, darunter die erste Einzelausstellung von Paula Rego in Deutschland.
Im Jahr 2020 wurde ich Kuratorin des Projekts Portugal Gastland der Leipziger Buchmesse 2021, das nach fünf Jahren intensiver Arbeit im Bereich des Buches, in denen mehrere bilaterale Projekte entwickelt wurden, entstanden ist. Früchte dieser Arbeit sind die mehr als 50 in Deutschland veröffentlichten Bücher, die in diesem Jahr mit Unterstützung des Camões – Instituto da Cooperação e da Língua und der DGLAB – Direção-Geral do Livro, dos Arquivos e das Bibliotecas, mit denen wir kooperieren, verlegt und übersetzt wurden. Mein großer Dank gilt ebenso den deutschen, schweizerischen und österreichischen Verlegern und Übersetzern, mit denen wir eng zusammengearbeitet haben. Ein Dankeschön auch an die Übersetzer und Übersetzerinnen, die als Brückenmenschen unverzichtbar für das Zustandekommen dieser Arbeit sind.
In den letzten Monaten konnten wir wöchentlich Artikel über portugiesische Autoren in Die Zeit, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Deutschlandfunk Kultur lesen und Interviews bei 3sat, Kulturzeit, Deutsche Welle und vielen anderen deutschen Medien sehen. Eine bisher nie dagewesene regelmäßige Vertretung der portugiesischen Literatur in der deutschen Presse.
Am heutigen 1. Juli wird das Kino Arsenal nach 8-monatiger Schließung mit einem Zyklus des portugiesischen Kinos wiedereröffnet. Es ist eine Geste von großer Bedeutung, dieses Herausstellen des Filmwesens unseres Landes. In diesem Bereich wurde mit der Unterzeichnung des Abkommens über die Beziehungen im Filmsektor im Jahr 2016 und der Organisation von bilateralen Koproduktionstreffen in Lissabon und München ein wichtiger Schritt in den bilateralen Beziehungen gemacht. Am 15. Juli kommt mit Gonçalo Waddingtons „Patrick“, produziert von O Som e a Fúria und Augenschein, eine weitere portugiesisch-deutsche Koproduktion in die deutschen Kinos.
Diese Arbeit wurde in Zusammenarbeit mit öffentlichen und privaten portugiesischen, deutschen und europäischen Institutionen entwickelt, immer mit dem Anliegen der Dokumentation und Reflexion, aus einer internationalen Perspektive/über nationale Grenzen hinaus. Die aktuelle Ausstellung im Camões Berlim zeigt noch bis zum 28. August 36 Künstlerinnen und Künstler aus Angola, Brasilien, Kap Verde, Guinea-Bissau, Mosambik und Portugal, die – dem für Leipzig erstellten Konzept folgend –, in den diplomatischen Vertretungen der portugiesischsprachigen Länder in Berlin ohne Bezug zu ihrer Nationalität ausgestellt werden.
Die zweisprachige Website www.camoesberlim.de spiegelt die Arbeit zwischen 2015 und 2021 wider, mit Beschreibungen aller entwickelten und geförderten Projekte, Biografien von über 200 portugiesischen Kulturschaffenden, die mit uns zusammengearbeitet oder an von diesem Kulturzentrum geförderten Projekten teilgenommen haben, Presseartikeln über unsere Tätigkeit und Informationen wie Zusammenfassungen der im Rahmen des Leipziger Projekts geförderten Übersetzungen, die auf andere Kanäle wie YouTube verweisen, wo über 2.500 Menschen das Programm portugiesischsprachiger Autoren bei der diesjährigen Ausgabe der Leipziger Buchmesse gesehen haben.
Im Programm des Camões Berlim sahen wir Konzerte, Konferenzen zu verschiedenen Themen, Theaterstücke und viele unvergessliche Veranstaltungen, die vor allem von einem Bemühen um die strukturelle Entwicklung und Kontinuität von Projekten geleitet waren, wie die Eröffnung des Kulturzentrums, der Bibliothek mit über 5.000 portugiesischen und deutschen Titeln, das zwischenstaatliche Abkommen, das literarische Residenzstipendium, das dieses Jahr bereits zum sechsten Mal vergeben wird, die Herausgabe einer Zeitung über portugiesische Literatur und Kultur in deutscher Sprache, die bereits zum fünften Mal erscheint, die Zusammenarbeit mit der EDP-Stiftung bei der Präsentation portugiesischer Künstler in Berlin, die sechs Jahre alt ist, mit der PLMJ-Stiftung, mit der wir seit vier Jahren zusammenarbeiten, mit EGEAC/Casa Fernando Pessoa und der Calouste Gulbenkian Stiftung, die uns seit 2017 in Leipzig zur Seite stehen, mit der Cinemateca Portuguesa, mit der wir seit 2017 eine jährliche Ausstellung anlässlich der Berlinale organisieren oder dem ICA-Instituto do Cinema bei der Organisation der Koproduktionstreffen, die 2016 begonnen haben sowie der EUNIC, dem Netzwerk der europäischen Kulturinstitute. Unsere Partner waren zahlreich und unverzichtbar.
Mit anderen Worten: Das hier entwickelte Programm war mehr als ein Camões-Berlim-Programm, es war ein Programm des internationalen Dialogs portugiesischer Institutionen mit deutschen Institutionen. Ich wurde immer von einem Gefühl der Verantwortung und der Mission geleitet – der Verantwortung, die die Aufgaben der Repräsentation erfordern. In diesem Fall gegenüber Künstlern, Schriftstellern, Filmemachern und allen, die im Bereich der Kultur arbeiten, und ihnen den Weg zu öffnen, indem wir erleichternde Dialoge etablieren. Anderen den Weg zu öffnen ist eine schöne Aufgabe und es ist auch ein Weg, den ich gerne gegangen bin.
Allen, die mit diesem Kulturzentrum bei der Erfüllung dieser Mission zusammengearbeitet haben – Künstlern, Autoren, Wissenschaftlern, Institutionen und Mitgliedern der portugiesischen Gemeinschaft in Deutschland – spreche ich meinen aufrichtigen Dank aus.
Ana Patrícia Severino