Lisboa, Chão Sagrado – (dt. „Lissabon, Heiliger Boden“)

„Er wollte übertreiben, wollte Werther sein, aber in der Übertreibung hätte sie nur Unreife gesehen. Er vermied den Ausbruch, den Anachronismus, behielt für sich, dass er eine Ode an sie schreiben wollte, eine Oper komponieren, mit seiner elefantenberittenen Armee in Lissabon einmarschieren, ihr tausend Kamele schenken, einen Palast für sie bauen wollte, in den nur s-i-e und ihre Bücher einziehen durften.

Es blieb nichts Gutes zurück: Schlaflosigkeit, Schwäche, Angst, eine schleichende Traurigkeit, die Unmöglichkeit einer Umarmung, wütendes Herumstreifen durch die späte Lissabonner Nacht, ein blöder Mistkäfer, ein Ego, das nur noch dazu diente, den Boden zu fegen, s-i-e fehlte, s-i-e fehlte, s-i-e fehlte, die Gewissheit, dass er ihr bis in ein Zuhause, bis ans Ende gefolgt wäre“.

Eduarda, Mariana, Noé, Matias und Dulcinea sind die Dreh- und Angelpunkte dieser Geschichte, in der ein Netz von Lissabon nach Rio de Janeiro, vom Inneren Bahias bis nach Palästina gespannt wird.

In den Verbindungen zwischen den Figuren scheint das Bett als ein Ort der Animalität auf, an dem alle Konflikte, seien sie materieller oder emotionaler Natur, gelöst werden: Liebe, fehlende Liebe, Langeweile, Trübsal, Trauer, Rache, Erregung, der Reiz der Dekadenz. Darüber hinaus sind da noch die enttäuschten Erwartungen, die verpassten Gelegenheiten, das Improvisieren angesichts des Neuen.

Ein kühner, eindringlicher und brutal ehrlicher Debütroman, der Ana Bárbara Pedrosa als eine der neuen Stimmen in der portugiesischen Belletristik bestätigt.

Quelle: Bertrand