Wären die Briefe Pessoas an Mário de Sá-Carneiro erhalten und zusammen mit denen von Sá-Carneiro an Pessoa herausgegeben worden, wäre die Agenda der Entdeckung Pessoas als großer Dichter Portugals eine andere gewesen. Denn auch wenn sie heute mit einigen Ausnahmen im Briefwechsel fehlen, der Korrespondenz-Stil Sá-Carneiros, die darin zutage tretende Durchdringung und das ungeheure gegenseitige Vertrauen hätten der literarischen Welt viel früher das Zeugnis gebracht, wer diese beiden bedeutenden Vertreter des Modernismus waren und wer Pessoas Heteronyme de Campos, Reis, Caeiro.
Aber so wurden die Briefe Sá-Carneiros an Pessoa als „Werk“ des Ausnahme-Dichters, des Sonderlings Sá-Carneiro herausgegeben, das international noch nicht ausreichend Licht besaß, um dieses im Nachlass schlummernde Werk eines europäischen, eines Weltdichters, der Pessoa wurde, so zu beleuchten, dass man auch ihn dadurch hätte erkennen müssen, denn er gab sich in den Briefen zu erkennen.
Quelle: Kupido
Übersetzung: Frank Henseleit