Maré Alta – (dt. „Flut“)
In ein Lebensjahrhundert eines Volkes passt fasst alles hinein. Schiffbrüche und glorreiche Taten, Licht und Schatten, aufrechte Menschen und solche auf Knien. Und in all diesen Jahren steigen und fallen die Gezeiten. Ein Land verändert sich, selbst von weitem betrachtet. Menschen, die ihren Namen und ihre Moral eintauschen, flüchten nach vorn. Frauen beißen die Zähne zusammen. Kinder werden zurückgelassen. Knäuel aus Geschichten und Blut, deren Faden verlorengegangen sind.
In einem Roman ohne Helden, in dem alle in dem Versuch, frei zu sein, kämpfen, überleben und sterben, lässt sich inmitten von Angst und Schuld durchaus ausmachen, wo die Fiktion aufhört und die Realität beginnt, wenngleich es müßig ist. Und wenn uns die Intimität des Geschriebenen manchmal ferne Ereignisse näherbringt, so ist es wiederum die Kälte der Erzählung, die Augenblicke von großer Tiefe für uns bereithält. Verfasst von einem der vielversprechendsten Romanciers der portugiesischen Gegenwartsliteratur, ist Maré Alta ein schonungsloses episches Porträt Portugals im 20. Jahrhundert und derer, die in dieser Zeit gelebt haben, an der Schwelle, wo Hoffnung, Traum und Erinnerung sich vermischen und im Gezeitenablauf verlieren.
Ein Jahrhundert ist lang. Ein Jahrhundert ist nichts, wenn wir schwimmen lernen.