Víveres – (dt. „Lebensmittel“)
«Lebensmittel ist ein Buch über Nahrung und Werkzeug, über Unsicherheit und Knappheit. Die vielfachen Aufzählungen von Besteck, Geschirr, Töpfen, einem Küchenwagen aus Plastik, einigen zerfledderten Taschenbüchern, einer Bettwäschengarnitur, Unterwäsche, stellen einen Katalog dar. Denn in allen sechs Sequenzen befindet sich das ‚lyrische Ich’ in einem Zustand der Bedürftigkeit, des Übergangs. Und der Lebensunterhalt stellt eine in zig Ausdrücken, Sarkasmen und Stoizismen gespiegelte Sorge dar. Miguel Cardoso beschreibt eine Vita nuova wie Dante, aber seine Chroniken sind dysphorisch auf materieller wie emotionaler Ebene. Das Subjekt dieser Gedichte lebt von Freunden, geliehenen Betten, ist ein Fremder, ein mittelloser Vergil, unzufrieden mit dem Fiskus und den Einkommensgesetzen und den Stipendien. Die Gedichte, einfallsreich und von Leid gezeichnet, verweisen auf große Unangepasste wie Vonnegut, rufen einen Zeus ex machina an und gewinnen einen lebendigen, flinken, fast schon Beatnik-Ton. Politisch wie eh und je transformiert Cardoso die individuelle Erfahrung in kollektives Erleben und dokumentiert die Arbeit, die Tage und die Bitterkeit derer, die wir Mittelklasse nennen. Es ist vielmehr Klage als Anklage. Eine Verteidigung der Idee von Gemeinschaft, nämlich die, uns umeinander zu kümmern.»
— Pedro Mexia
Quelle: Tinta-da-china