Der Portugiese Gonçalo M. Tavares, Jahrgang 1970, bekannt für sein Projekt O Bairro (Dt. Das Viertel), das er mit Autoren bevölkert, bricht 2016 mit seinem Begleiter, Jonathan, zu einer Entdeckungsreise der Gegenwart auf. Nach Amerika, in die USA. Mit im Gepäck, ein naiv gemaltes Porträt von Franz Kafka.
Jonathan und sein Scrivener durchqueren eine wie vor dem Abgrund stehende Kultur, die für Aphorismen wie geschaffen ist. „Wo trifft man in Amerika das 14. Jahrhundert?“ – „In Las Vegas.“ Keine erste, keine erschaffene Welt ist anzutreffen. Kafka passt nirgends ins Bild, lässt sich nicht in die Landkarte einfügen, die eine Wüste ohne geistigen Kompass zeigt.
Gonçalo M. Tavares, der Kafka nicht in sein Bairro einziehen lassen kann, bevor er in diesem Lunapark den Verschollenen findet, sprudelt Jonathans Erleuchtungen nur so hervor. Eine herrlich-gruselige Parabel auf das Land aller Verschollenen, das man am besten über Cape Canaveral verlässt.
Quelle: Kupido Verlag
Übersetzung: Christiane Quandt, Frank Henseleit