Literatur ist für Gonçalo M. Tavares mit der Idee eines offenen Raums verbunden, der Bewegung, Spiel und Erkenntnis ermöglicht. So hat der Autor ein ganzes Viertel erschaffen und dieses mit illustren Herrschaften bevölkert; wir stoßen auf Namen wie Brecht, Breton, Calvino oder Eliot. Jeder von ihnen ist Bewohner eines eigenen kleinen Buches. Tavares selbst bezeichnet das Ensemble als »ein Asterix’sches Dorf: ein Ort, an dem man versucht, dem Eintritt der Barbarei zu widerstehen«. Nur einer der Herren entzieht sich der Nachbarschaft: Herr Walser lebt abseits, im Wald. Diese höchst vergnüglichen Bände sind kleine Hommagen, die die Sprache des jeweiligen Schriftstellers und seine spezifische Sicht auf die Welt aufnehmen und mit alltäglichen Problemen kollidieren lassen.

In dem Viertel lebt auch ein gewisser Herr Valéry, der immer ein Buch mit sich trägt, das er zugleich als Brieftasche verwendet, weil er Literatur und Geld nicht trennen mag. Wer Herrn Valéry am Kaffeehaustisch sitzen sieht, wie er sein Buch mit beiden Händen fest umklammert, vermag nicht zu sagen, ob seine verkrampften Arme Ausdruck von kleinlichem Geiz sind oder von tiefer Zuneigung zur Literatur.

In 25 Geschichten zeichnet Tavares das Porträt eines Mannes, der sich mithilfe der Logik mehr oder weniger erfolgreich an seine Umgebung anzupassen versucht. Ein Unterfangen, das zeigt, wie dünn die Grenze zwischen Vernunft und Wahnsinn ist.

Gleichzeitig mit »Herr Valéry und die Logik« erscheinen im Frühjahr 2020 »Herr Henri und die Enzyklopädie« sowie »Herr Brecht und der Erfolg«. Die Edition Korrespondenzen wird den Bummel durch »Das Viertel« von Gonçalo M. Tavares fortsetzen und in jedem der kommenden Halbjahre einen weiteren Band aus dem zehnteiligen Zyklus präsentieren.

Quelle: Edition Korrespondenzen

Übersetzung: Michael Kegler

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