Dieses Buch, begonnen 2009 und 2011 mehr oder minder beendet, resul­tiert aus einer Wette mit Teilnehmern eines Seminars im Master­studiengang in Creative Writing. Ich gab ein Thema vor: die Zeit und der Raum, jeder sollte seine Er­zählung zu Zeit und Raum schreiben und dabei Erinnerungen an die Ver­gangenheit oder Ereignisse aus der Gegenwart, bestimmte Orte usw. wählen. Die Antwort kam sofort: wir können nicht schreiben. Auch ich habe sofort geantwortet: um zu schreiben, setzt euch hin und fangt an. Der Rest kommt von selbst, wenn es auch unvollkommen sein mag! Als ich nach Hause kam, beschloß ich, noch am selben Abend mit gutem Beispiel voranzugehen und mit einem eigenen Buch zu Zeit und Raum zu beginnen. Es sollte umfangreicher werden als eine Erzählung, obwohl die Skizze, als eine Wette, am Ende des Semesters vorlag.

Ich brauchte zwei Jahre und sehe noch immer durch, was ich ge­schrieben habe. Unterdessen habe ich einen anderen Roman pub­liziert, der älter war, und Gedichte, die ich seit 2005 geschrieben habe. Tatsächlich habe ich nie aufgehört zu schreiben. Doch der Moment ist gekommen, eine Entscheidung zu treffen: veröffentliche ich den Text, wie ich ihn entworfen habe, oder ändere ich, indem ich vieles, was ich über mein Land gesagt habe, abschwäche, Dinge, die immer schwerer zu akzeptieren sind, ein faulig gewordenes Land, Ergebnis von Lastern, die unausrottbar scheinen… ich gebe zu, ich weiß es nicht. Und lasse ich am Ende eine Figur außen vor oder nicht, die gleichfalls meiner Kritik nicht entgeht, weil sie stets in der Politik mitgemischt hat, das Fähnchen stets nach dem Wind gerichtet, und dabei von Protektion und Zuwendungen profitierte, die ihr von diesem oder jenem Landsmann zuteil wurde? Ich ließ sie außen vor, 2014 habe ich es ein letztes Mal durchgesehen. Nun ist der Augenblick gekommen, es so, wie es ist, zu publizieren oder für immer in die Schublade zu stecken. Vielleicht wäre die Schublade gar nicht so schlecht.

Quelle: Leipziger Literaturverlag

Übersetzung: Markus Sahr

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